Fast zwei Jahre nach der Schließung des Niedersachsenhofes mit Saal und Theaterbühne macht sich Otersen auf den Weg, um ein „Kultur- und Veranstaltungszentrum“ für Otersen und die Dorfregion zu schaffen. 80 Prozent der Teilnehmer der jüngsten Informationsveranstaltung antworteten mit „Ja“ und dokumentier-ten „WIR wollen anpacken“. 20 Prozent der anwesenden Einwohner sahen dafür keine Notwendigkeit. Mit 67 Prozent wurde der Ankauf und die Renovierung des Niedersachsenhofes favorisiert. Dieter Bergstedt als 1. Vorsitzender der Dorf- und Vereinsgemein-schaft (DVG) begrüßte viele Einwohner im fast bis auf den letzten Platz besetzten Zelt und konnte auch Bürgermeister Wolfgang Rodewald und die Architekten Hans-Jürgen Hartmann und Aljosa Bjelotomic aus Verden willkommen heißen. Dieter Bergstedt erinnerte an fast zehn Beratungen der Oterser Vereinsvorstände in den Sitzungen der DVG, dem Oterser Dachverband von Schützen-verein, TSV, Feuerwehr, Heimat- & Fährverein, Dorfjugend und Speeldeel. Seit der Schließung des traditionsreichen Niedersachsen-hofes aus Altersgründen Ende 2016 „haben wir immer auf einen Verkauf oder zumindest auf eine Verpachtung an einen Gastwirt und die Wiedereröffnung des Niedersachsenhofes gehofft“, betonte Dieter Bergstedt. Diese Hoffnungen tendieren nach zwei Jahren gegen null. Deshalb stand Otersen nun offenbar vor einer bedeu-tenden Weichenstellung. „Ist ein Kultur- und Veranstaltungs-zentrum erstrebenswert. Wollen WIR es anpacken?“ lautete zum Abschluss der gut zweistündigen Informationsveranstaltung die entscheidende Frage. Bevor die Antworten darauf gegeben werden sollten, folgten aber viele Informationen, die von Günter Lühning, dem stellvertretenden Vorsitzenden der DVG, ausführlich vorge-tragen wurden. Zunächst wurde aufgelistet, welche Kultur- und Informationsveranstaltungen sowie kleine und große Familienfeiern früher in Otersen möglich waren und heute nicht mehr stattfinden können. Drei Alternativen wurden in den letzten Jahren in der DVG-Runde immer wieder diskutiert und Pro- und Contra-Argumente abgewogen. Ursprünglich sei der Ausbau einer Scheune favorisiert worden. Geprüft wurde auch die Option Neubau, die aber praktisch aufgrund der mit über 800.000 Euro zu teuren Baukosten jetzt verworfen wurde.
Die dritte Option „Kauf des Niedersachsenhofes“ sei ursprünglich kritisch beurteilt worden, weil die gesamte Nutz-fläche über 800 qm beträgt und den Bedarf der Oterser Vereine deutlich übersteigt. Günter Lühning präsentierte deshalb einen Lösungsvorschlag mit einer Zwei- oder Dreiteilung des 6.000 qm großen Niedersachsenhof-Grundstückes mitten im Ortszentrum. Das separate Wohnhaus am Heerweg sollte vorab für knapp 100.000 Euro verkauft werden. Wünschenswert wäre, den vorderen Gebäudeteil mit Gaststube und Clubraum und der Wohnung im Dachgeschoss ebenfalls vorab zu verkaufen. Für den Niedersach-senhof gab es in den letzten zwei Jahren Kaufinteressenten aus der Gastronomie – letztendlich sei es aber nicht zu einem Kaufvertrag gekommen, weil ein neuer Gastwirt nicht über 800 qm Nutzfläche benötigt. Jetzt hoffen die Oterser, das sich bei einer Aufteilung und Verkleinerung doch noch ein Käufer aus der Gastronomie finden. Der könnte bei größeren Feierlichkeiten den Kultursaal nach Bedarf für einzelne Tage pachten. Zweite Alternative sei die Ansiedlung einer Senioren-Tagespflege-Einrichtung im vorderen Gebäude.
Für die öffentliche Nutzung würden rund 5.000 qm Grundstück und 470 qm Nutzflächen im großen Saal mit Theaterbühne, im kleinen Saal und in zwei Nebengebäuden verbleiben. Nach den ersten Baukosten-Schätzungen der Verdener Architekten für Umbauten und Modernisierungen betragen die Gesamtkosten etwa 470.000 Euro – einschließlich Kaufpreis. Günter Lühning skizzierte einen Finanzierungsplan und hoffte auf entsprechende Fördermittel aus der Dorferneuerung in der Dorfregion von Bierde bis Wittlohe sowie auf Zuschüsse der Gemeinde Kirchlinteln.
Um das Gesamtpaket finanziell stemmen zu können, empfiehlt die Dorf- und Vereinsgemeinschaft der Gemeinde Kirchlinteln, den jetzigen, Gemeinde-eigenen Dorfplatz (mit Ausnahme des Häuslingshauses) gegen das Niedersachsenhof-Grundstück zu tauschen. Nach Aufstellung eines Bebauungsplanes für den 6.000 qm großen Dorfplatz könnten hier dorfgerecht gestaltet einige Wohnhäuser errichtet werden. Der Verkaufserlös für die Bauplätze könnte dann in die Finanzierung eines Kultur- und Veranstaltungszentrums (KVZ) einfließen. Ein KVZ auf dem Nieder-sachsenhof-Grundstück biete auch Synergie-Effekte im Orts-zentrum, weil sich hinter dem Niedersachsenhof das Gemeinde-eigene Grundstück „Dorfhaus Alte Schule“ mit Kindertagesstätte und Sportraum befindet. Für ein KVZ müssten in jedem Fall 30 Parkplätze auf dem jeweiligen Grundstück geschaffen werden. Das sei hinter dem Saal-Gebäude problemlos möglich und diese Park-plätze könnten dann auch für Kindertagesstätte und Sportraum genutzt werden.
Im Anschluss an den Vortrag wurden viele Fragen gestellt und beantwortet. Es wurde dabei deutlich, dass bis zur endgültigen Entscheidung noch viele Gespräche führen und Detailfragen zu klären sind. Im Rahmen der Bürgerbeteiligung erhielt die DVG dann mit 80 Prozent Zustimmung einen klaren Arbeitsauftrag. Für einen Neubau konnte sich aufgrund der hohen Kosten niemand erwärmen, für den Ausbau einer Scheune sprachen sich 14 Prozent aus und für den Erwerb des Niedersachsenhofes 67 Prozent (14 % keine Angabe).