Eine große Standrohr-Uhr gab es zum Abschied nach 12 Jahren als Chef von über 400 Feuerwehr-Aktiven in 13 Ortsfeuerwehren. Nach 28 Jahren als Ortsbrandmeister und Gemeindebrandmeister in der flächengrößten Gemeinde des Landkreises ist die Dienstzeit von Dieter Bergstedt als Führungskraft bei der Feuerwehr am 3. Juni abgelaufen – und trotzdem tickt sie weiter, die Feuerwehr-Uhr des Feuerwehrmanns aus Otersen. „Ich werde jetzt wieder im normalen Feuerwehrdienst und bei Einsätzen aktiv – noch sechs Jahre bis zum Erreichen der Altersgrenze mit 63“, erzählt Dieter Bergstedt, der dann mit 63 Jahren auf insgesamt 50 Jahre „Dienst am Nächsten“ zurückblicken kann.
1971 begann der 13 Jahre junge Dieter Bergstedt bei der neuen
Jugendfeuerwehr Otersen, war dort schon Gruppenführer, ebenso
wie später in der aktiven Feuerwehr, bis er 1987 als 29-jähriger Brandschützer Ortsbrandmeister in Otersen wurde. 17 Jahre war er Chef der Oterser Feuerwehr – bis 2004. Nach einem Jahr als Stellvertreter trat Dieter Bergstedt im Juni 2003 die Nachfolge von Hermann Carstens an. Beim Gemeindefeuerwehrtag am 14. Juni 2003 stand Bergstedt in Weitzmühlen erstmals als Chef vor den 13 Ortsfeuerwehren – als 3. Gemeindebrandmeister seit 1972. In seiner Amtszeit hat er mit drei Chefs im Kirchlintelner Rathaus eine gute Zusammenarbeit gepflegt. „Wir haben immer nur das beantragt, was wirklich notwendig war“, unterstreicht der langjährige Feuerwehr-Chef die sparsame Art „seiner“ Feuerwehr. Eine Woche nachdem er von Bürgermeister Wolfgang Rodewald die Entlassungsurkunde erhalten hat, blickt Dieter Bergstedt im Gespräch mit dieser Zeitung zurück und zieht Bilanz. So richtig gewöhnt hat er sich nach einer Woche noch nicht an seine neue Rolle: „Den Funkmeldeempfänger habe ich schon öfter am Hosenbund vermisst, er war Tag für Tag mein Begleiter“. Dieser Pieper hat den engagierten Feuerwehrmann jährlich zu 40 bis 50 Einsätzen gerufen, ob mitten in der Nacht oder tagsüber, wenn der Unternehmer seinen Fahr- zeugbaubetrieb leitete. Einige dieser Einsätze werden ihm immer in besonderer Erinnerung bleiben. Da war das Großfeuer auf dem Hof seines Vorgängers Hermann Carstens. Beim Großbrand einer Bäckerei in Luttum kämpften die Feuerwehren unter seiner Leitung bei klirrender Kälte mit gefrorenem Wasser gegen die Flammen. Trauer schwingt in seiner Stimme, als er sich an den Tod eines Feuer- wehrmanns auf der Fahrt zum Einsatzort erinnert, der trotz Rean- nimation nicht vor dem Herztod gerettet werden konnte. Ge- meistert hat Bergstedt den Bahn-Unfall in Holtum (Geest), bei dem er als Einsatzleiter die Verantwortung für insgesamt 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK, Polizei und Bundesbahn hatte. Für die letzte große Herausforderung in seiner Amtszeit sorgte vor gut einem Jahr Starkregen. Innerhalb von vier Stunden musste Bergstedt mit seinen Feuerwehrleuten 36 Einsätze in Kirchlinteln fahren und im Gewerbegebiet ein Düngelager vor dem Absaufen retten. Waren es früher hauptsächlich Brandeinsätze, müssen die Feuerwehrleute heute immer öfter zu technischen Hilfeleistungen mit unterschiedlichsten Anforderungen ausrücken – bei Verkehrs-unfällen ebenso wie bei Naturereignissen. Mit der Einsatzleitung ist es für einen Gemeindebrandmeister noch lange nicht getan. „Wir müssen uns mit immer neuen Normen und Richtlinien beschäftigen, die Aus- und Fortbildung organisieren und uns um die Beschaffung der richtigen Fahrzeuge ebenso kümmern wie um Baumaßnahmen“, berichtet Dieter Bergstedt, der jährlich 30 Versammlungen von Ortswehren, des Gemeindekommandos und des Kreisfeuerwehrverbandes besuchte oder leitete. Die Verdienste des seit 44 Jahren aktiven Brandschützers sind vom Landesfeuerwehrverband gewürdigt worden und 2011 wurde Dieter Bergstedt in Stade vom damaligen Ministerpräsident McAllister geeehrt.
Am Gemeindefeuerwehrtag am 13. Juni in Luttum wird Dieter Bergstedt erstmals seit 28 Jahren ganz ohne Führungsaufgaben teilnehmen. Auf das Feuerwehr-Altenteil will er aber erst in sechs Jahren mit 63 gehen und bis dahin einmal im Monat am Feuerwehr-dienst teilnehmen und wenn die Sirene auf dem First seines Wohnhauses heult, wird er zu Einsätzen mit ausrücken. Seit über 40 Jahren treibt ihn an, ehrenamtlich Positives für die Gesellschaft und seine Heimat zu leisten – nicht nur als Feuerwehrmann, sondern auch als Vorsitzender der Dorf- und Vereinsgemeinschaft und
im Vorstand des Dorfladen-Vereins. tl.