Langfristiges Miet-Modell für die Säle ist gescheitert
Am Sonnabend räumte der Schützenverein Otersen die seit 1983 genutzte Luftgewehr-Schießsportanlage im früheren Niedersachsenhof undseit Dienstag hat die Dorf- und Vereinsgemeinschaft Otersen nach zwei Gesprächen mit dem neuen Eigentümer keine Hoffnungen mehr, die beiden Säle im alten Niedersachsenhof langfristig mieten und zum Kultur-und Veranstaltungszentrum ausbauen zu können. Statt dessen bieten die neuen Eigentümer die Erdgeschoss-Flächen im traditionsreichen Gasthaus mit Saalbetrieb in ebay-Kleinanzeigen zur Vermietung an.
Nach fast dreijährigem Leerstand war der Niedersachsenhof im Herbst letztenJahres verkauft worden. Die neuen Eigentümer, Familie Libbe startete eine Crowd-Funding-Aktion „Rettet den Niedersachsenhof“ und planten eine gastronomische Nutzung. Nach Presseberichten über die politische Vergangenheit des AfD-Mitgliedes Christian Libbe als Kreistagsabgeordneter in Nienburg und als Landtags-Kandidat wurden diese Pläne durch Mitteilung in sozialen Medien verworfen.
Vertreter der Dorf- und Vereinsgemeinschaft Otersen mit den Vorsitzenden Dieter Bergstedt und Günter Lühning an der Spitze führten im Februar zwei Gespräche, um die Nutzung der Schießsportanlage zu regeln und Vereinbarungen für den großen Festsaal, den kleinen Saal und dazugehörige Nebenräume zu erreichen. „Wir wollten die Säle gerne langfristig – möglichst für 30 Jahre mieten und wie schon 2019 geplant zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum für die ganze Dorfregion entwickeln“, so Ortsvorsteher Dieter Bergstedt. „Wir haben angeboten, mit Eigenleistungen, öffentlichen Fördergeldern und Eigenmitteln die Modernisierungs- und Umbaukosten zu tragen und im Gegenzug die Säle langfristig nutzen zu können – gegen Zahlung einer festen Grundmiete und einem Anteil an jedem einzelnen Erlös aus der Saal-Vermietung. Unsere Dorf- und Vereinsgemeinschaft hätte den Saal dann für Kulturveranstaltungen und private Familienfeiern vermietet und die Betriebskosten getragen“, ergänzt Günter Lühning.
Daraus wird nun nichts, weil die Eigentümer andere Pläne haben und der Dorf- und Vereinsgemeinschaft am Dienstag abgesagt haben. Am Wochenende stießen die Oterser Vereinsvertreter auf ebay-Kleinanzeigen, in denen die Räume im Erdgeschoß des Gasthauses und der Saal-Gebäude zur Vermietung als Büro, als Produktionsflächen, als Senioren-Tagespflege oder in einer zweiten Kleinanzeige als Geburtshaus angepriesen werden.
Bereits am Sonnabend räumten Mitglieder des Schützenverein Otersen die Luftgewehr-Schießsportanlage, die seit 1983 genutzt wurde. Mit über 1.000 Stunden Eigenleistungen wurden vor 37 Jahren sieben Sportanlagen und ein Aufenthaltsraum im Dachgeschoß eines zuvor leerstehenden Nebengebäudes ausgebaut. Danach begann die sportliche Blützezeit des Vereins – mit vielen Erfolgen bei den Kreismeisterschaften, Edelmetall bei den Landesmeisterschaften und Qualifikationen zu Deutschen Meisterschaften. Weil die Mietpreis-Vorstellung des Eigentümers deutlich die finanziellen Möglichkeiten des 93 Mitglieder zählenden, kleinen Schützenvereins überstieg, mussten die Schützen ihre langjährige Sportstätte jetzt schweren Herzens räumen und berichteten im Internetportal www.otersen.de über den 29. Februar 2019 als „traurigen Tag in der 140-jährigen Geschichte des Vereins“. Bis zum Herbst nutzt der Verein jetzt die Kleinkaliber-Sportstätte beim früheren Gasthaus Rohde aus südlichen Ortseingang. Die meisten Aktivitäten gab es bisher aber in den Disziplinen Luftgewehr und Luftpistole – dafür fehlen dem Verein zukünftig die Trainings- und Wettkampf-Möglichkeiten. Wie es weitergeht, wollen Vereinsvorstand und der bei der Jahreshauptversammlung im Januar neu gebildete Beraterkreis Mitte März beraten.
In eine ungewisse Zukunft blickt auch die Dorf- und Vereinsgemeinschaft. 2019 war die Dorfgemeinschaft auf gutem Weg, das Eigentum am großen Niedersachsenhof-Grundstück erwerben zu wollen. Das Eigentums-Modell scheiterte im Frühjahr 2019 aber denkbar knapp. Nun kann auch das langfristige Miet-Modell nur für das Saal-Gebäude nicht realisiert werden. „Wir haben alles versucht und müssen jetzt andere Möglichkeiten in Erwägung ziehen, Vor- und Nachteile abwägen und dann Entscheidungen treffen“, blickt die Dorf- und Vereinsgemeinschaft als Dach-Organisation der Oterser Vereine, Gruppen und Organisationen nach vorne.