Kraftfahrer mit Leib und Seele – 4 Millionen km unfallfrei
Mit dem Sattelzug ist er mindestens 4 Millionen km gefahren und hat somit gut einhundert Mal die Erde umrundet. Nach 43 Jahren war heute sein letzter Arbeitstag: Mit Erwin Thom ging einer der ersten ausgebildeten Berufskraftfahrer in unserem Landkreis in Rente – unfallfrei und mit vielen Erfahrungen, Erinnerungen und einer klaren Empfehlung für alle Verkehrsteilnehmer.
Nach seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser, dem Wehrdienst und sieben Jahren als Kraftfahrer bei Nordhaus-Fertighaus in Verden ist der 63-jährige Erwin Thom seit 1980 bei Heibo Bohl- mann in Weitzmühlen, heute VS Heibo-Logistik in Verden beschäftigt.
„Bei Nordhaus habe ich den Autokran gefahren und unzählige Fertighäuser aufgestellt, vielfach auch in Berlin“, so Thom, der durch die DDR fahren musste und viele Erfahrungen mit den DDR-Grenzsoldaten sammelte. In über vier Jahrzehnten auf denStraßen in fast allen europäischen Ländern brachte er in Spitzenjahren 160.000 Kilometer auf den Tacho, in den letzten Jahren immerhin noch 100.000 Kilometer. „4 Millionen Kilometer waren das mindestens“, blickt Thom zurück.
In über 40 Jahren hat sich viel geändert. Gestartet ist er mit 180 PS, dann 260 PS starken LKW. Heute haben die Sattelzugmaschinen 460 PS unter der Haube, die auch erforderlich sind, um vierzig Tonnen Gesamtgewicht über Berge und durch Tunnel zu ziehen. Italien, Frankreich, Spanien und die Benelux-Länder waren ebenso seine Ziele wie Österreich, Polen und Dänemark. Transportiert hat Erwin Thom in den 40 Jahren Getreide, Lebensmittel, Tiernahrung, Schüttgut, Getränke mit den unterschiedlichsten Fahrzeugen. Silo- und Schubboden-Fahrzeuge zählten ebenso dazu wie Auflieger mit Planen und Kühlfahrzeuge. Die längsten Fahrten führten ihn bis nach Sevilla im Südwesten Spaniens. „Aus Spanien und Italien haben wir Reis für Effem – jetzt Mars in Verden gefahren“, erzählt Erwin Thom.
Insbesondere bei seinen mehrtägigen Auslandsfahrten, bei denen er bis zu eineinhalb Wochen im Stück unterwegs war, hat er die Grenzverkehre und die vielen Zoll-Kontrollen kennengelernt und weiß zu schätzen, welche Erleichterungen in Europa eingetreten sind. Einmal haben ihn seine beiden Töchter, die Zwillinge Tanja und Nicole im LKW begleitet. Ehefrau Brigitte war gelegentlich auch mit „auf Achse“. Schöne Erlebnisse gab es viele, schlimme Erinnerungen glücklicherweise nur eine. Erwin Thom war Zeuge eines Auffahr-unfalls, bei dem ein LKW-Fahrer sein Leben verlor. Lieber spricht er von den vielen schönen Erlebnissen. „Früher war es auf den Straßen entspannter, ging kollegialer zu und wir Kraftfahrer haben uns gegenseitig geholfen. Schön waren auch die Treffen auf den Raststätten.
Heute herrscht vornehmlich purer Egoismus auf den Straßen. „Eigentlich könnte ich ein ganzes Buch schreiben“, so Erwin Thom. Ob er im Ruhestand ab 1. September tatsächlich zum Schreiben kommt, darf bezweifelt werden. Langeweile wird bei ihm nicht aufkommen, weil er vielseitig handwerklich begabt ist und seine Hilfe oftmals angefordert wird. Außerdem ist er seit 1997 als Fährschiffer auf der Allerfähre aktiv. Am Ende von mehr als vier Jahrzehnten als Berufskraftfahrer hat er für alle Verkehrs- teilnehmer eine Empfehlung parat: „Mehr Verständnis füreinander und gegenseitige Rücksichtnahme“, so Erwin Thom, der seine Fahrzeuge immer „heil nach Hause brachte“.