Der Heimat- und Fährverein Otersen bestreitet neue Wege und möchte das Computer- und Konsolenspiel „Allerfährensimulator 2020“ entwickeln und zeitnah veröffentlichen. Eine Gruppe ehrenamtlicher Fährleute beschäftigt sich aktuell mit dieser Thematik und arbeitet erste Ideen zur Story des Spiels und der verschiedenen Missionen aus. Auch ein Mehrspieler-Modus soll berücksichtigt werden, sodass ein gemeinsames Spielen mit Freunden oder Familienmitgliedern von verschiedenen Endgeräten aus möglich wird. Zusätzlich wird diskutiert, auch eine App zu programmieren, damit der Spielespaß auch auf Smartphones möglich ist. „Da aufgrund der aktuellen Umstände noch nicht klar ist, ob die 24. Fährsaison wie gewohnt über die Bühne gehen kann, arbeiten wir zurzeit intensiv an dieser Idee, damit sowohl wir Ehrenamtler als auch unsere Fährgäste nicht auf die Idylle am Allerstrand verzichten müssen“, heißt es aus Vorstandskreisen.
Schon bisher gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich am Computer oder der Konsole im Rahmen von Simulatoren in den Bereichen Landwirtschaft, Feuerwehr, öffentlicher Personennahverkehr oder dem Baugewerbe auszutoben. Mit dem Projekt Allerfährensimulator würde ein ganz neues Genre dazukommen, das möglichst nah an das Originalgeschehen an der Aller zwischen Otersen (Gemeinde Kirchlinteln) und Westen (Gemeinde Dörverden) heranreichen soll. In der Vergangenheit wurde die unmittelbare Umgebung schon durch digitale Fotografie oder per Drohnenflug umfangreich aufgenommen, sodass die Rekonstruktion des Spieleumfelds kurzfristig umzusetzen ist. Die Macher möchten den Spielern zudem die Möglichkeit bieten, in verschiedene Rollen einzutauchen. So kann z.B. ausgewählt werden, ob der Spieler den Fährschiffer an der Pinne, den Fährhelfer oder wahlweise den Grillmeister repräsentieren möchte. Im Rahmen von verschiedenen Missionen, kann dann der Schwierigkeitsgrad verändert werden, sodass z.B. besondere Ereignisse wie stundenlange Regenschauer, verstärktes Windaufkommen oder sogar der Einfluss von Hochwasser detailgetreu widergespiegelt werden. Als Fährhelfer gilt es dann auch, sich umfangreiches Wissen anzueignen, um regelmäßig wiederkehrende Fragen der Fährgäste adäquat beantworten zu können. Häufig wird beispielsweise gefragt, wo sich denn die Solarzellen für den umweltfreundlichen Strom befinden oder wie lange der Fährbetrieb „mit einer Ladung“ denn auskommen könnte. Um die virtuellen Fährgäste mit allen Infos zu versorgen, arbeiten die Ehrenamtlichen bereits an einem FAQ (engl. für Frequently Asked Questions), das im Rahmen des Handbuchs veröffentlicht werden soll. „Damit möglichst alle Fragen berücksichtigt werden, rufen wir alle Aktiven an der Fährstelle auf, die häufigsten Fragen und Antworten per E-Mail an allerfaehrensimulator@otersen.de zu senden“, erklärt Kassenwart Finn Rowohlt.
Im Spielemodus „Schwierig“ soll es dann auch die Möglichkeit geben, das ursprüngliche Dielenboot, die „Marie Hoffmann I“ von 1997, zu lenken. Im Vergleich zur aktuellsten Version aus 2016 ist die Steuerung aufgrund des erhöhten Gewichts ungleich herausfordernder. Außerdem passten deutlich weniger Fährgäste auf diese Fähre, sodass die Fährhelfer auch beim Aufladen der Fahrräder kräftig mit anpacken mussten. Auch dies soll in der Spielesimulation durch einen Erschöpfungsgrad realistisch dargestellt werden. Mit einem Besuch am Getränke- oder Bratwurststand, können die Energiereserven der Fährschiffer und -helfer jedoch wieder aufgefüllt werden.
Viele Herausforderungen hält auch der sogenannte „Managermodus“ bereit. Dort kann der Fährbetrieb hinter den Kulissen simuliert werden, es geht also um das Durchführen besonderer Veranstaltungen, Werbemaßnahmen, die Erstellung des Fährdienstplanes oder das Werben von neuen Mitgliedern. Auch hier gibt es verschiedene Schwierigkeitsstufen: Unter die Kategorie „leicht / mittel“ fällt zum Beispiel das Anwerben von neuen Fährleuten auf der östlichen Seite der Aller, während die gleiche Tätigkeit am westlichen Ufer im Spielmodus „schwer“ zu bewältigen ist. Im Managermodus ist auch die besondere Mission „Allerpiraten“ freigeschaltet, bei der die Spieler 20 Kinder der Ferienpassaktion der Gemeinde Kirchlinteln „bei Laune“ halten müssen und es am Ende hoffentlich schaffen, dass alle Teilnehmer wieder wohlbehalten bei den Eltern landen.
Um das Gesamtprojekt möglichst schnell voranzutreiben, haben die Aktiven mehrere Arbeitsgruppen gebildet, die aktuell mit folgender Besetzung arbeitet und sich in Videokonferenzen austauscht:
Gesamtleitung Allerfährensimulator 2020: Felix Hestermann
FAQ: Felix Hestermann
Managermodus: Finn Rowohlt
Simulationen / Missionen als Fährschiffer: Maik Brettschneider, Sven Priemke
Simulationen / Missionen als Fährhelfer: Lennart Bening, Florian Dallmann
Grafik / Marketing / Öffentlichkeitsarbeit: Marcel Fumfar, Steffen Lühning
Sprecher + Übersetzung ins Plattdeutsche: Armin Rowohlt (Speeldeel)
Handbuch und Dokumentation: Christoph Dirk
Rechtsbeistand und Datenschutz: Torsten Lühning
Coverdesign: Anna Vetter
Programmierung: t.b.d.
„Wir arbeiten mit viel Liebe zum Detail und wollen auch diverse Anekdoten aus unser bisherigen Tätigkeit an der Allerfähre mit einbinden“, freut sich Felix Hestermann vom Vorstand des Vereins und ergänzt: „Uns fehlt aktuell noch Unterstützung im Bereich Programmierung und Umsetzung. Freelancer, junge Programmierer oder IT-Firmen mit Vorkenntnissen dürfen uns gern unter allerfaehrensimulator@otersen.de kontaktieren.“
Bei der Finanzierung setzen die Fährleute voll und ganz auf Eigenmittel und ihr ehrenamtliches Engagement: „Wir wollen für die Spielentwicklung keine Fördermittel akquirieren und auch keine Spenden einwerben. Unser Verein ist finanziell solide aufgestellt und wir sind der festen Überzeugung, dass das Spiel alle anfallenden Kosten selbst trägt, wenn es gemäß unserem Meilensteinplan am 01. Mai auf den Markt kommt“, so die beiden Kassenwarte Rowohlt und Hestermann abschließend.