Mühlen-GESCHICHTE im Baudenkmal an der Lehrde in stemmen

Otersen-Stemmen. Der Heimat- & Fährverein Otersen besuchte die älteste Mühle im Landkreis – ganz in der Nachbarschaft, im 4 km entfernten Stemmen an der Lehrde. Die dortige Wassermühle wurde schon im 11. Jahrhundert erwähnt und wurde seit 1858 von der Müller-Familie Lindemann geführt – bis zur Stilllegung im Jahre 2003. Die gesamte Mühlentechnik in dem imposanten, viergeschos- sig Baudenkmal ist noch funktionsfähig und nach der aktuellen Sanierung der Wasser-Turbine wird auch wieder Strom mit der Wasserkraft aus der Lehrde erzeugt.

Mühlen-Eigentümerin Ulrike Rusack, eine Nichte des letzten Mühlenbetreibers C.W. Lindemann, begrüßte die Oterser Gruppe zur geführten Mühlenbesichtigung und ging auf den Geschichts-trächtigen Mühlenbetrieb ein. Im 11. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde die Mühle 1231 vom Bremer Erzbischof an das Domkapitel in Verden verkauft. Die Verdener Bischöfe betrieben sie als Erbzins-mühle, die 1718 als „königliche Wassermühle“ erwähnt wurde. Vor 121 Jahren wurde das 4-geschossige Mühlengebäude in seiner heutigen Form erbaut und die beiden Wasserräder wurden durch eine Turbine ersetzt. Gleich nach dem 2. Weltkrieg wurde 1947 auf Pfählen das Silo-Gebäude mit 1.200 Tonnen Fassungsvermögen gebaut.

In den Folge-Jahrzehnten florierte die Getreide- und Mischfutter-Mühle. Beim eineinhalbstündigen Rundgang erläuterte Manfred Nowack aus Otersen, Ehrenmitglied im Heimat- & Fährverein die Funktionsweise der Mühle und berichtete aus seinen 37 Jahren als Müllermeister in der Stemmer Mühle.

Manfred Nowack verriet viele technische Daten und beschrieb die Funktionsweise des 380 PS-Dieselmotors ebenso wie die Trans-mission, der Kraft-Übertragung über vier Etagen zu den Mühlen, Schälmaschinen und Walzenstühlen. Der langjährig erfahrene Müllermeister erläuterte den Weg vom Korn zum Mehl für die ländlichen Bäckereien in der Umgebung, von der Reinigung bis hin zum Mahlvorgang.

Produziert wurde in der Stemmer Mühle nicht nur hochwertiges Mehl für die Bäcker, sondern auch Mehl und Mischfutter für kleine und große Nutztiere, auch besonderer Hafer für Pferde. 8 Lehrlinge wurden von Müllermeister Manfred Nowack in der Stemmer Mühle ausgebildet und bis hin zu Kammer-Sieger und einmal sogar bis zum Landessieger qualifiziert, denn in der kleinen Mühle wurde intensiv ausgebildet.

Um die Jahrtausendwende herum war die Mühle nach über acht Jahrhunderten Mühlen-Geschichte gegenüber den Groß-Mühlen nicht mehr wettbewerbsfähig und musste 2003 von Eigentümerin Ulrike Rusack leider stillgelegt werden.

„Schön dass sie dieses Baudenkmal mit viel Technik auf vier Etagen erhalten, der Öffentlichkeit zugänglich machen und mit Wasser- und Sonnenkraft umweltfreundlich Strom erzeugen“, betonte Vereinsvorsitzender Günter Lühning und bedankte sich bei Ulrike Rusack und Manfred Nowack für den interessanten Rundgang. Gruppen ab 6 Personen können mit Ulrike Rusack separate Mühlenführungen – telefonisch unter 04238-660.