Weiße Tiere nicht hegewürdig – Entnahme empfohlen
Im Süden der Gemeinde Kirchlinteln, der waldreichsten Gemeinde
im Landkreis Verden, fühlen sich insbesondere Rehwild und Damwild offenbar sehr wohl. Bei Spaziergängen in Wald und Flur entdecken aufmerksame Einwohner oft Damwild-Herden von über 40 Tieren – in Einzelfällen wird von Herden mit mehr als 80 Tieren bei Wittlohe am Lohberg berichtet. In Otersen gelang am Sonntag 23. April 2023 ein Foto von über 30 Stück Damwild, darunter 6 weiße, weibliche Damtiere und wenige Jung-Hirsche.
Die 1.496 Hektar, also fast 15 Quadratkilometer große Gemarkung Otersen bietet ein vielfältiges Landschaftsbild: Allermarsch und Grünland mit vielen Hecken und Knicks im westlichen Teil, sandige Geestböden, Heide- und Moorflächen und im Osten an der Kreis-grenze zum Heidekreis den Oterser Bruch, mit an-moorigen Böden.
Über 330 Hektar und damit 22 Prozent der Gemarkung sind Waldflächen – gut 60 % der Gemarkung werden landwirtschaftlich genutzt.
Eine sonntägliche Wanderung wurde Ende April zu einer Fotosafari- mit Fotos von zwei Störchen auf einer Ackerfläche, mit Schwänen auf den Wasserflächen am Schöpfwerk und Rehböcken an ver-schiedenen Stellen. Zwischen Allerdeich und Hecken gelang eine Nahaufnahme von einem weißen Damhirsch, der als Einzelgänger die Frühlingssonne genoss. Hauke Schormair, Jäger in Otersen und 2. Vorsitzender der Kreisjägerschaft gab zu dem Foto folgende Erläuterungen:“Das Foto zeigt einen alten, weißen Hirsch, der sein Geweih frisch abgeworfen hat. Das tun die Damhirsche in diesen Wochen, um innerhalb von 16 Wochen ein neues Geweih zu ´schieben´. Rechtzeitig zur Hirschbrunft im Oktober ist das neue Geweihfertig ausgebildet“.
Gut zwei Stunden später gelangen dann Fotos von einer über 30-köpfigen Damwild-Herde. Am Übergang von der Allermarsch zum Geestrücken am sogenannten „Leernesch“ im Nordwesten der Gemarkung posierten die über 30 Stück weibliche Damtiere und
wenige Jung-Hirsche vor der Kamera mit Teleobjektiv – ohne sich vertreiben zu lassen. Hauke Schormair zum Damwild-Gruppenbild: „Das Rudel ist weibliches Damwild und rechts auf dem Foto sind einige junge Hirsche mit den Knubbeln auf dem Haupt zu sehen. Die
Hirsche sind die Jugendlichen aus dem letzten Jahr, die stehen nun eher noch bei den weiblichen Tieren“. Die sechs weißen Tiere sind allesamt weiblich. Es handelt sich nicht um Albinos, dann hätten sie rote Augen, war von Hauke Schormair zu erfahren.
Im Volksmund hält sich der Mythos, das weiße Hirsche nicht geschossen werden, weil es sonstin der Familie des Jägers binnen Jahresfrist zu einem Todesfall kommen würde. DieserAberglaube ist aber nicht sachgerecht. Weißes Damwild gilt in der freien Wildbahn als nicht hegewürdig – ist bei Wikipedia zu lesen – und darf gezielt geschossen werden. Hauke Schormair bestätigt, dass es keinen besonderen Schutz für weißes Damwild mitder unnormalen Färbung (Farbmorphe) gibt. Im Gegenteil: Die vom Landkreis Verden als unterer Jagdbehörde herausgegebenen Jagd-Empfehlungen enthalten eine bevorzugte Entnahme der weißen Tiere. Trotzdem sind die weißen Tiere im Raum Otersen und Wittlohe keine Seltenheit – im Gegenteil. Neben den am 23.4.2023 fotografierten 7 weißen Tieren (ein Damhirsch und sechs Damtiere) gibt es weitere weiße Tiere, deren Zahl annähernd ein Dutzend betragen dürfte – während es in früheren Jahrzehnten eher 2 oder 3 „Weiße“ waren. gl.