Michael Christoph Eggers wurde 1755 geboren, wurde als 22-jähriger zum Nachtwächter in Otersen bestellt, starb 1811 nur 56-jährig an Altersschwäche. Auf den Spuren dieses Michael Eggers wandelten jetzt gut 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam mit Jens Leska, der heute dort wohnt, wo vor über 240 Jahren am damaligen Ortsrand im Gemeindehaus wohnten. Die tatsächliche Existenz des Nachtwächter Eggers belegte Jens Leska jetzt mit einem Auszug aus dem Ortsfamilienbuch Wittlohe.Zu den Teilnehmern des Nachtwächter-Rundgangs gehörten viele Mitglieder des Schützen- und Heimatverein Wittlohe, die sich beim Rundgang über die Ortsgeschichte des Nachbardorfes Otersen unterhaltsam informieren ließen.
Als Michael Eggers 1777 zum Nachtwächter bestellt wurde, bekam er eine Wohnung im Gemeindehaus der Dorfschaft Otersen – auf dem heutigen Grundstück „Turmstraße 1“. Dort wo heute Jens Leska wohnt, stand früher am Ortsrand ein Fachwerkhaus mit weißen Gefachen. Genau hier begann am letzten Freitagabend der Rundgang „Auf den Spuren von Nachtwächter Eggers“.
Das es diesen Nachtwächter tatsächlich gab, belegte Jens Leska mit einem Auszug aus dem sogenannten „Ortsfamilienbuch Wittlohe“. Demnach war Eggers mit Anna Eggers geb. Östmann aus Hämelhausen verheiratet, die gemeinsam sechs Kinder hatten, von denen aber das 1779 geborene Zwillingspaar Harm und Catarina noch in 1779 verstarb.
Nachtwächter und Hirten waren vor 240 Jahren sogenannte „Häuslinge“ niederen Standes. Ab 1777 verdiente Michael Eggers als Nachtwächter nur 108 Bremer Groten jährlich. Von diesen Münzen zeigte Jens Leska einige Exemplare. 108 Groten entsprachen lediglich 1,5 Taler. Zum Vergleich: Der Rector des Domgymnasisums soll damals 100 Taler, der Conrector mit 60 Talern den 40-fachen Nachtwächter-Lohn verdient haben. Zusätzlich zu den 108 Groten bekam Eggers von der Dorfschaft Otersen aber noch eine Kuhweide, durfte Torf als Brennmaterial selber stechen und erhielt 24 Himten – (1 Himten = etwa 31 Liter) Roggen. „Aus dem Getreide hat Eggers wohl den Nachtwächter-Schluck schwarz gebrannt“ mutmaßte Jens Leska beim Rundgang Augen zwinkernd. Zum Abschluss wurde jedenfalls ein Nachtwächter-Schluck, einen „Rocken-Kartoffelschnaps mit Johannisbeeren“ verkostet.
In schwarzer Kluft und mit Horn, Hellebarde und Lampe, der typischen Nachtwächter-Ausrüstung ausgestattet, hatte Jens Leska zuvor über die Aufgaben des Nachtwächters berichtet. Von 22 bis 4 Uhr musste der Nachtwächter an 7 Stellen im Dorf blasen, als Arbeitsnachweis gegenüber den Bauern und um Dieben seine Anwesenheit zu zeigen. Feuer und Gesindel musste der Nachtwächter melden.
Mit dem jüngsten Nachtwächter-Rundgang gelang dem Heimat- & Fährverein Otersen einmal mehr ein gelungener Beitrag zur Dorfgeschichte auf unterhaltsame Art.