Nicht nur für das Dorf Otersen, sondern für die ganze Region im Süden des Landkreises Verden ist es ein großer Verlust: Aus Altersgründen öffneten Hannelore und Klaus Wecks am 2. Weihnachtstag letztmalig den traditionsreichen „Niedersachsenhof Otersen“. Eine Nachfolge-Regelung ist leider noch immer nicht in Sicht, deshalb wird der große Festsaal für viele Familien-Feiern, kulturelle Anlässe, Firmen-Feiern und Informationsveranstaltungen in Zukunft voraussichtlich fehlen.
Seit 1700 zahlte der Eigentümer der Brinksitzer-Stelle „Nr. 26“ Kruggeld und war später auch Inhaber einer Brau-Konzession. Seit 316 Jahren betrieben 13 Generationen der Familie Stegen, später Dohmann und Wecks ein Gasthaus an der Dorfstraße.
1927 brannte das große, reetgedeckte Fachwerkgebäude, in dem früher auch die Kaiserliche Poststelle untergebracht war, ab. Danach wurden die heutigen Gebäude mit Wohn- und Gasthaus sowie dem großen Festsaal neu erbaut. Durch die Heirat von Annemarie Dohmann aus Otersen und Adolf Wecks aus Wildeshausen wurde aus „Dohmann´s Gasthof“ der „Niedersachsenhof Otersen“, den Sohn Klaus Wecks mit seiner Ehefrau Hannolore weiterführten – bis zum 69. Geburtstag von Klaus Wecks am 2. Weihnachtstag.
Eine Fortsetzung der Familien-Tradition wird es leider nicht geben. Einen Käufer oder Pächter gibt es ebenfalls nicht. Deshalb werden die Sorgenfalten beim Blick auf die Gasthäuser mit Saalbetrieb in der Region immer größer. Nach der Schließung des Landhauses Luttum und des Landhauses Badenhoop in Schafwinkel nun der Niedersachsenhof mit seinem großen Festsaal. Unzählige Hoch- zeiten wurden hier gefeiert. Namhafte Firmen aus Verden feierten hier ebenso wie die Schulen aus Rethem und Kirchlinteln bei ihren Schulentlassungsfeiern. Zu den Stammgästen zählten auch die Verdener Landfrauen.
Der Festsaal bei Wecks war auch Kultursaal: Die Speeldeel Otersen spielte hier Jahr für Jahr plattdeutsche Dreiakter, dem TSV Otersen fehlt für das 50. Kinder-Weihnachtstheater in 2017 der Saal – ebenso wie den Theaterspielern aus Hülsen. Alleine in diesem Jahr fanden im Niedersachsenhof-Saal drei große Informations- und Bürgerversammlungen von Landkreis und Gemeinde statt. „Der Niedersachsenhof wird uns ab 2017 nicht nur bei Schützen- und Erntefesten sehr fehlen, sondern viele kulturelle Veranstaltungen stehen vor einer ungewissen Zukunft“, betont Ortsvorsteher Dieter Bergstedt.
Früher gab es in Otersen sogar 4 Gasthöfe:
- „Dohmann´s Gasthof“,
- „Hoffmann´s Gast- und Fährhaus“ an der Aller,
- Mönchmeyers Bahnhofs-Gastwirtschaft mit Pension „Waldfrieden“ und das
- Gasthaus „Zur Linde“ der Familie Rohde
Bis vor 20 Jahren verfügte Otersen mit dem Niedersachsenhof und dem Gasthaus „Zur Linde“ noch über zwei Säle im Dorf. Deshalb wurde in Otersen auch kein Dorfgemeinschaftshaus gebaut, sondern alle Vereine arbeiteten mit den örtlichen Gastwirten gut zusammen.
Legendär und erfolgreich war die 20-jährige Zusammenarbeit des Schützenvereins mit Klaus Wecks bei der Ausrichtung der großen Frühlingsfeste, die bis 2007 zu den größten Zeltfesten im Landkreis Verden zählten. Neues Jahr – neue Hoffnungen: „Vielleicht meldet sich gleich im neuen Jahr ja doch noch ein engagierten Gastronom“, hofft Ortsvorsteher Dieter Bergstedt, der auch als Vorsitzender der Dorf- und Vereinsgemeinschaft Otersen für Gespräche zur Verfügung steht.