Unverhofft kommt oft: Die ursprünglich für das letzte Jahr geplante Sanierung der Landesstraße 159 soll jetzt kurzfristig in diesem Sommer über die Bühne gehen. Das geht aus einem Brief aus Hannover hervor, der am gestrigen Freitag das Kirchlintler Rathaus erreichte. Eigentlich ein Grund zur Freude, nachdem Otersen und Wittlohe im letzten Jahr mit einer kurzfristigen Absage im August enttäuscht worden waren. Doch offenbar will das zuständige Ministerium eine neue Möglichkeit der Beteiligung testen: Das Land Niedersachsen erklärt in seinem Schreiben, dass zum ersten Mal die Bürgerinnen und Bürger direkt an den Arbeiten der Sanierung einer Landesstraße beteiligt werden sollen – und zwar in Form von Eigenleistungen.
Die genaue Ausgestaltung sowie eine entsprechende Einteilung der anfallenden Arbeitsdienste sollen in einer Bürgerversammlung Mitte April geklärt werden. Fest steht, dass alle Bürgerinnen und Bürger der beiden Ortschaften zwischen 18 und 63 Jahren betroffen sind. Zudem wird Ende April ein einwöchiges Vorarbeiter-Seminar in Hannover stattfinden, an dem mindestens drei Freiwillige teilnehmen sollen, die die Koordinierung und Überwachung der Arbeiten vor Ort übernehmen. Einer von ihnen wird mit ziemlicher Gewissheit Otersens Ortsvorsteher Dieter Bergstedt sein, der bereits umfangreiche Erfahrungen im Bereich „Projektrealisierung mit Eigenleistungen“ vorzuweisen hat.
Nach der Bürgerversammlung und der Schulung sollen die Arbeiten voraussichtlich ab dem 02. Mai 2017 beginnen, um den in Otersen stattfindenden Aller-Radtag am 01. Mai nicht unnötig zu behindern. Die Sanierung ist in drei Abschnitten geplant und es vor allem mit halbseitigen Straßensperrungen zu rechnen. Im Mai wird von der Fuchsfarm über den Lohberg bis zum Ortsteil „Drei Kronen“ saniert, im Juni geht es von dort aus weiter bis zum „Sande“ und im Juli ist der dritte Abschnitt bis Otersen geplant. Ein Vorteil der „Sanierung mit Eigenleistungen“ ist, dass offenbar die komplette Straße von der Fuchsfarm bis nach Otersen saniert werden kann und eine „Sanierung mit Lücken“ dadurch vom Tisch ist (siehe ursprüngliche Planung im Mai 2016).
In welchem Umfang Eigenleistungen pro Kopf erbracht werden müssen, wird aktuell im zuständigen Ministerium anhand der gemeldeten Personen zwischen 18 und 63 Jahren kalkuliert. Die Gemeindeverwaltung hatte gestern die entsprechenden Einwohnerdaten von Otersen und Wittlohe unverzüglich nach Hannover gegeben, um hier keine Verzögerungen entstehen zu lassen. „Wir rechnen mit ca. 8 – 10 Arbeitseinsätzen à 8 Stunden pro Einwohner“, heißt es aus dem Rathaus. Wer sich körperlich nicht in der Lage sieht, seinen Dienst zu verrichten, sollte rechtzeitig im Rathaus vorstellig werden, um das Formular A38 auszufüllen. Die Öffnungszeiten können auf www.kirchlinteln.de eingesehen werden.
Ein erster Projektstab hat sich heute Vormittag bereits im Dorfladen getroffen. Die Anwesenden reagierten mit gemischten Gefühlen auf die Nachrichten aus Hannover: Einerseits passiert jetzt endlich was und „wir haben die Geschicke selbst in der Hand“, andererseits gibt es auch Befürchtungen, dass aufgrund der Verpflichtung zu Eigenleistungen mit Unmutsäußerungen aus Teilen der Bevölkerung zu rechnen ist. Grundsätzlich kennen sich die Menschen in Otersen und Wittlohe mit dem Erbringen von Eigenleistungen aus, vor allem das Projekt „Dorfladen“ konnte nur so realisiert werden. Aber auch die umfangreichen Vereins- und Feuerwehrtätigkeiten sind vom Ehrenamt geprägt.
Auch die Dorfjugend will sich in kreativer Form beteiligen und im Sommer ein Straßenfest für alle Einwohnerinnen und Einwohner organisieren. Voraussichtlich wird hierfür die L 159 dann komplett für ein Wochenende gesperrt, um ein Zelt aufbauen zu können. Als Ort wird „Otersen Im Sande“ favorisiert, um einen zentralen Punkt zwischen Otersen und Wittlohe sicherzustellen und so das Zusammenwachsen der beiden Ortschaften weiter zu fördern. Ein Termin wird nach der Bürgerversammlung Mitte April bekanntgegeben.
Zur Beantwortung von Fragen stehen am heutigen Sonnabend, den 1. April 2017, viele Verantwortungsträger der Dorf- und Vereinsgemeinschaft ab 17 Uhr am Dorfladen zur Verfügung. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich dann entsprechend informieren, z.B. auch welche Art von Arbeiten verrichtet werden sollen. Außerdem werden bereits jetzt Personen gesucht, die sich um die Verpflegung der „Straßensanierer“ in den Monaten Mai – Juli kümmern. Hier geht es um das Schmieren von Brötchen und das Backen von Kuchen. Eine entsprechende Liste zum Eintragen wird im Dorfladen ausgelegt.